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Es wird immer besser! Yoga in der medizinischen Forschung

Veröffentlicht am 30.01.2020

Es gibt viele Studien über die gesundheitliche Wirkung des Yoga. Beim  Stichwort „yoga“ oder „yoga-therapy“  werden in der medizinischen Datenbank pubmed 5335 Studien angezeigt.  2331 wurden in den letzten fünf Jahren und 3880 in den letzten zehn Jahren veröffentlicht. Die Behandlungseffekte des Yoga bei  Stress, bei posttraumatischen Belastungsstörungen, bei Angsterkrankungen, Übergewicht, kardiovaskulären Erkrankungen, bei Bluthochdruck, bei chronischen Schmerzsyndromen, einschließlich Arthritis, bei Kopfschmerzen, Migräne, Kreuzschmerzen, bei Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose, bei Asthma, Diabetes mellitus, HIV, Brustkrebs, altersbedingten Problemen, bei Gleichgewichtsstörungen, Osteoporose, Parkinson, Restless legs und bei Depressionen wurden in Studien gemessen. Das wissenschaftliche Interesse ist stark gewachsen. Ist Yogatherapie in der Medizin angekommen?

Zum Verständnis ist es wichtig zu wissen, wie in wissenschaftlichen Studien Erkenntnisse gewonnen werden. Vor Beginn und am Ende der Behandlung werden Krankheitssymptome mit Hilfe von Fragebögen, genormten Untersuchungsskalen oder anderen Parametern,  z.B. Blutdruck- oder Blutwerten, gemessen. Mit so einer Studie können Aussagen über die Sicherheit eines Behandlungsverfahrens getroffen werden. Sie beweisen aber keinen sicheren Zusammenhang der gefundenen Ergebnisse mit der Behandlung, da auch andere Einflüsse für das Ergebnis ausschlaggebend sein könnten. Sie können eine  Tendenz angeben und damit Grundlage für weitere Untersuchungen sein.  Solche Untersuchungen werden bei neuen Methoden durchgeführt. Weiterführende Untersuchungen haben eine Kontrollgruppe. Also eine zweite Gruppe, die keine oder eine andere Behandlung erhält. Die Zuteilung der Teilnehmer zu den Gruppen erfolgt zufällig. Beide Gruppen müssen sich sehr ähnlich sein. Alter, Geschlecht, Bildung und Erkrankungen dürfen nicht stark voneinander abweichen. Es werden also zwei Gruppen, die sich  möglichst wenig unterscheiden,  miteinander verglichen. Eine Gruppe absolviert ein Yogaprogramm und die andere nicht. Oft kann die Gruppe, die zunächst keine weitere Behandlung erhält, danach auch an einer Yogagruppe  teilnehmen. Man spricht dann von einer Wartekontrollgruppe. Noch besser ist, wenn die Kontrollgruppe eine Behandlung erhält. Und noch besser ist es, wenn unterschiedliche Yogaübungen verglichen werden. So wurde 2017 die  Studien über den Yoga bei arterieller Hypertonie  von Holger Cramer und seinen Mitarbeitern in der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen konzipiert. In dieser Untersuchung gab es sogar drei Gruppen. Eine Gruppe übte Yoga im Sinne von Körperhaltungen, die andere Gruppe mittels Atemübungen und Meditation, aber ohne Körperhaltungen und es gab eine  Wartekontrollgruppe. Es konnte die Wirksamkeit auf den systolischen Blutdruckwert in der Gruppe, die Atemübungen und Meditation übten, gezeigt werden. Yoga war bei Patienten mit arterieller Hypertonie wirksam und sicher. Ein Yogaprogramm mit Atemübungen und Meditation kann als Intervention zur Blutdrucksenkung in dieser Patientengruppe ergänzend zur medikamentösen Therapie empfohlen werden. (https://www.aerzteblatt.de/archiv/treffer?mode=s&wo=1008&typ=16&aid=203813&s=Hypertonie&s=Yoga).

Eine Analyse bisheriger Studien zeigte folgendes: Yoga schnitt im Vergleich mit Kontrollgruppen, die keine Behandlung erhielten, prinzipiell besser ab. Die Symptome wurden aber im Vergleich mit einer aktiven Kontrollgruppe nicht immer stärker gelindert. Yoga ist also wirksam und mit den in den Studien ausgesuchten Übungen auch für  Menschen mit Erkrankungen sicher. Es  fehlen leider noch mehr Untersuchungen über die Effekte  kürzere Übungseinheiten und des täglichen Übens daheim. Die zugrundeliegenden Wirkmechanismen  sollten weiter erforscht werden. (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1744388116300500?via%3Dihub) Alles in allem ist Yogatherapie in der Medizin angekommen. Yogatherapie zeigt in qualitativ immer besseren Studien Wirksamkeit und ist mit anderen Therapien kompatibel.

 

Kleines Studien-Einmaleins zum besseren Verständnis:

Interventionelle klinische Studie: Wissenschaftliche Untersuchung von Behandlungsverfahren, z.B. Yoga. Dabei werden Patientengruppen. (Interventionsgruppe und Kontrollgruppe) gebildet, die sich möglichst wenig unterscheiden und die Behandlungseffekte verglichen.

Interventionsgruppe: Gruppe, die die Behandlung erhält.

Kontrollgruppe: Die Teilnehmer erhalten ein anderes Behandlungsregime oder auch keins. Manchmal warten die Teilnehmer einfach auf die Behandlung und führen in der Zeit ihren gewohnten Alltag weiter. Diese Gruppe dient zur Kontrolle.

Randomisierung: Die Zuteilung der Patienten auf die beiden Gruppen erfolgt rein zufällig. Dazu werden Algorhythmen oder Zufallszahlen verwendet, um

Verzerrungen zu vermeiden. Verzerrungen können Vorlieben ("Ich liebe Yoga") oder andere Erkrankungen und gesundheitliche Risikofaktoren sein.

Studienprotokoll: Legt die verbindlichen Regeln der Studie fest und wird überprüft.

Verblindung: Methode, um eine subjektive Beeinflussung der Beurteilung der Untersuchungsergebnisse zu vermeiden

Einfache Verblindung:  Der Patient weiß nicht, welche Therapie er erhält. Bei Untersuchungen zu Yoga ist das nicht möglich. 

Doppelte Verblindung: Weder Patient noch Untersucher wissen bescheid, welche Therapie der Patient erhält. Ist üblich bei Studien, in denen Medikamente gegen ein Scheinmedikament (Plazebo) untersucht werden.

Fallzahlplanung: Anzahl der Teilnehmer, damit das Ergebnis statistisch signifikant  ist, d.h.  der angenommene Therapieeffekt als solcher anerkannt werden kann.

Signifikanz: Bedeutsamkeit

Statische Signifikanz: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die festgestellten Ergebnisse  rein zufällig zustande gekommen sind  und nichts mit der Behandlung zu tun haben.

Relevanz: Wichtigkeit in einem bestimmten Zusammenhang

Nicht alles was signifikant ist, ist auch relevant.

Interventionelle klinische Prüfungen unterliegen vielfältigen gesetzlichen und ethischen Anforderungen (zum Beispiel Arzneimittelgesetz, Medizinproduktegesetz, Ethikkommission)

Es gibt internationale Empfehlungen zur Berichterstattung randomisierter, klinischer Studien. Für viele Journale sind sie eine Grundvoraussetzung zur Veröffentlichung.