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Yogatherapie bei Parkinson

Veröffentlicht am 26.07.2020

Die meisten Teilnehmer gaben an, die Yogastunde genossen zu haben.

Effects of yoga on oxidative stress, motor function, and non-motor symptoms in Parkinson's disease: a pilot randomized controlled trial

CorjenaCheungRozina BhimaniJean F WymanJürgen KonczakLei ZhangUsha MishraMarcia Terluk  Reena V Kartha, Paul Tuite 

Eine Arbeitsgruppe an der University of Minnesota, Minneapolis, hat die Effekte regelmäßiger Yogagruppenstunden untersucht. Die positiven Effekte körperlicher Aktivität bei Parkinson sind heute wissenschaftlich gut belegt. Körperliche Aktivität kann u.a. die Stimmung bessern und die Verschlechterung motorischer Funktionen etwas verzögern.

In dieser Studie wurde der Einfluss von Yoga auf körperliche (motorische) Funktionen, auf nicht-motorische Symptome (wie z.B. Schlafstörung und depressive Stimmung) und auf den oxidativen Stress* untersucht. Die Studie war randomisiert und kontrolliert, das heißt sie erfüllte (trotz der geringen Teilnehmerzahl von 20 Patienten) durchaus wissenschaftliche Kriterien. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Wer welcher Gruppe zugeordnet wurde, entschied der Zufall. (Mehr über Studien unter  www.yogatherapie-bilsing.de/blog „Es wird immer besser! Yoga in der medizinischen Forschung“) Eine Gruppe nahm sofort an den regelmäßigen Yogastunden teil, die andere, eine sogenannte Wartegruppe, diente als Vergleich. Die Teilnehmer der Wartegruppe hatten später die Möglichkeit an einer Parkinson-Yogagruppe teilzunehmen. Die Abfolge der Übungen schickt Catherine Justice Interessierten auf Anfrage schnell und unkompliziert zu (Vielen Dank!). Die Yogagruppe fand über zwölfWochen zweimal in der Woche statt und dauerte eine Stunde.  Die zwanzig Teilnehmer waren im Schnitt 63 Jahre alt (49-75 Jahre) und waren seit durchschnittlich 4,8 Jahre (1 bis 13 Jahre) erkrankt. Die Schwere der Erkrankung wurde mittels spezieller, für die Parkinson- Erkrankung entwickelter Skalen als leicht bis mittelschwer eingeschätzt. Neunzig Prozent nahmen dopaminerge Medikamente (Antiparkisonmittel) ein. Die Yogagruppe wurde sehr gut angenommen. Die meisten Teilnehmer (17 von 20) gaben an, die Yogastunde definitiv genossen zu haben. Siebzehn Teilnehmer (85%) besuchten mindestens 75% und 4 (20%) besuchten alle Yogastunden. Nach einem halben Jahr konnten 74% (n = 14) nachbefragt werden. Sechs Teilnehmer (43%) hatten sich für einen Yoga-Kurs angemeldet und vier (29%) von ihnen praktizierten für sich zu Hause Yoga. Gesundheitsprobleme wurden als das Haupthindernis angeben, weiter Yoga zu praktizieren.Nebenwirkungen oder andere unerwünschte Ereignisse waren nicht aufgetreten. Das für Parkinson-Patienten entwickelte Yogaprogramm war sicher.  Als Ergebnis der Studie wurde festgehalten: Yoga ist praktikabel und kann als ergänzende Methode zur Verbesserung der motorischen Funktion bei Parkinson dienen. Weitere Untersuchungen (mit mehr Teilnehmern) sind erforderlich, um die Auswirkungen auf oxidativen Stress und nichtmotorische Symptome zu bestimmen.

Meine Meinung: Der für mich entscheidende Satz ist, „Die meisten Teilnehmer gaben an, die Therapie definitiv genossen zu haben“. Das ist wunderbar. So kann Therapie einen festen Platz im Alltag finden. Selbstwirksamkeit kann sich entwickeln.

 

Das sich keine Verbesserung der nichtmotorischen Symptome zeigte, kann, neben der geringen Teilnehmerzahl und damit sehr kleinen Statistik, auch am gesamten Setting liegen. Vielleicht wäre öfter und kürzer besser gewesen. In einer Gruppentherapie kann trotz Sorgfalt und Bemühungen nicht auf alle individuellen Unterschiede eingegangen werden kann. Gesundheitsprobleme wurden als das Haupthindernis für die Yogapraxis angeben.Eventuell hätten individuell ausgesuchte und angepasste Yogaübungen öfter praktiziert werden können. Bei individuellen Plänen können auch Vorlieben berücksichtigt werden. Der Weg zur Yogastunde entfällt und der Zeitpunkt des Übens kann passend zum Tagesablauf und zum Befinden gefunden werden. Das könnten weitere Vorteile sein. Die Teilnehmer haben aufgrund der Parkinsonerkrankung viele gemeinsame Probleme, unterscheiden sich doch aber auch ganz bestimmt in vielen anderen Aspekten. Eine Untersuchung der Effekte individuell angepasster Yogaübungspläne, die körperlich und mental klare (auf die Parkinsonsymptome bezogene) Zielstellungen haben, wäre interessant.

** Oxidativer Stress ist definiert als eine Störung des Gleichgewichts zwischen der Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (freie Radikale) und der antioxidativen Abwehr. Freie Radikale sind wichtig für bestimmte Stoffwechselprozesse in der Zelle. Gesunden Zellen können den Überschuss an freien Radikalen neutralisieren, indem sie bestimmte Stoffe zur antioxydativen Abwehr produzieren und bevorraten. Das richtige Verhältnis von freien Radikalen und der antioxydativen Abwehr spielt für zelluläre Reparaturprozesse eine große Rolle und steht mit Alterungsprozessen im engen Zusammenhang. Dopaminerge Neuronen sind besonders anfällig für oxidativen Stress. Der Zellverlust in der Substantia nigra ist ein wesentlicher Grund für die Erkrankung.

 

Wer mehr wissen möchte:

Was ist Parkinson?  Unter dem Begriff Parkinson können sich verschiedene neurologische Erkrankungen verbergen, deren Symptome ähnlich sind. Für die Yogatherapie spielt das keine so große Rolle. Lernt man Patienten kennen, lernt man sowieso schnell, Parkinson ist nicht gleich Parkinson.  Dopaminmangel durch Untergang entsprechender Zellen in der Substantia nigra im Gehirn ist der (Haupt)- Grund der Erkrankung.  Parkinson wird häufig „nur“ mit einer Störung der Bewegungsabläufe und damit eingeschränkten Mobilität aufgefasst. Das stimmt nicht. Fast immer treten auch psychische und vegetative Symptome auf. Durch das leise Sprechen und die reduzierte Mimik kann die Kommunikationsfähigkeit stark eingeschränkt sein.  Glücklicherweise profitieren viele Patienten von der Einnahme der Medikamente und anderen therapeutischen Möglichkeiten, so dass die Symptome nicht so stark ausgeprägt oder sogar nur gering sichtbar sind.

 Welche Krankheitssymptome können auftreten? Es handelt sich in der Regel um eine Erkrankung, die jahrzehntelang besteht und behandelt werden kann. Nicht jedes Krankheitssymptom tritt bei jedem Patienten auf!

 

Motorische Probleme

Verlangsamung aller Bewegungsabläufe (Bradykinese)

Gleichgewichtsstörung (posturale Instabilität)

Hoher zäher Muskeltonus (Rigor)

Zittern (Tremor)

Eingeschränkte Mimik (Hypomimie), d.h. der Gesichtsausdruck spiegelt nur eingeschränkt die Emotionen wider.

Feinmotorikstörung, kleine Schrift (Mikrographie)

Bei längerer Erkrankung möglicherweise instabile Beweglichkeit, d.h. Phasen guter und eingeschränkter Beweglichkeit wechseln sich ab. Die hypokinetischen Phasen können recht plötzlich auftreten („on-off-Symptomatik“).

Plötzliches Festkleben beim Laufen, meist an engen Stellen (Freezing)

Stürze

Reduzierte Atmung durch die eingeschränkte Brustkorbbeweglichkeit. 

Leises, monotones, manchmal auch undeutliches Sprechen

 

Psychische Symptome

Depressive Verstimmung

Herabgesetzte Belastbarkeit

Verlangsamung im Denken

Dementielle Entwicklung

Im Zusammenhang mit Medikamenten-Nebenwirkungen und/oder dementiellen Einschränkungen Trugbilder (optische Halluzinationen)

 

Vegetative Symptome

Niedriger Blutdruck, Blutdruckabfall beim Aufstehen, der zu Schwindel führt („orthostatische Dysregulation“)

Probleme mit der Kontinenz

Starkes Schwitzen

Schwierigkeiten beim Schlucken, vermehrter Speichelfluss

 

Literatur:

 

Regionale Selbsthilfegruppen siehe unter Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.  www.parkinson-vereinigung.de

 www.flexikon-doccheck.com www.parkinson-web.de